Die Vergebung, eine egoistische Handlung?

Ich kenne 5 Arten von Vergebungen

  • Die Vergebung des Nächsten, wenn dieser um Vergebung bittet und auf die Vergebung wartet.
  • Die Vergebung, bei der wir uns dazu bereit erklären, andere zu verzeihen, auch wenn wir denken, dass die im Unrecht sind oder wir mit ihrem Verhalten oder ihrer Art nicht zurechtkommen.
  • Die Vergebung, die wir uns selbst gewähren, wenn wir böse Gedanken gegenüber anderen haben, um Frieden in unserem Herzen zu finden.
  • Die Vergebung, die auf einer tiefen emotionalen Ebene erfolgt, die uns ermöglicht, unsere eigenen Verletzungen und Wunden zu heilen und uns von der Vergangenheit zu befreien.
  • Die Vergebung, die auf einer konkreten und praktischen Ebene erfolgt, in der wir uns entscheiden, bestimmte Verhaltensweisen oder Aktionen zu verzeihen, um unsere Beziehungen zu anderen zu reparieren oder zu stärken.

Viele Menschen verwechseln Vergebung mit dem Einverstanden sein oder Gutheißen des Verhaltens anderer. Indem du den anderen vergibst, sprichst du nicht in frei, sondern dich selbst.
Und weil das so ist, wirst du immer wieder mit dieser Situation oder diesem dir unpassenden Verhalten konfrontiert. Aus diesem Grund wird es nicht ausreichen jemanden nur einmal zu vergeben, sondern wie Jesus uns in Matthäus 18:21-22 lehrt, dass wir immer und immer wieder vergeben sollen.

1. Die Vergebung des Nächsten, wenn dieser um Vergebung bittet und auf die Vergebung wartet.

Matthäus 18:21-22. Da wandte sich Petrus an Jesus und fragte ihn: „Herr, wie oft muss ich meinem Bruder oder meiner Schwester vergeben, wenn sie mir Unrecht tun? Ist siebenmal genug?“ »Nein«, antwortete ihm Jesus. »Nicht nur siebenmal, sondern siebenundsiebzig Mal.
Jesus lehrt uns, dass wir unseren Nächsten immer wieder vergeben sollen, wenn sie uns um Vergebung bitten.

2. Die Vergebung, bei der wir uns dazu bereit erklären, andere zu verzeihen, auch wenn wir denken, dass sie im Unrecht sind oder wir mit ihrem Verhalten oder ihrer Art nicht zurechtkommen.

Epheser 4:32 – seid vielmehr freundlich und barmherzig und vergebt einander, so wie Gott euch durch Jesus Christus vergeben hat.
Paulus ermutigt uns, einander zu vergeben, wie auch Gott uns vergeben hat um Frieden in unseren Herzen zu finden.

3. Die Vergebung, die wir uns selbst gewähren, wenn wir böse Gedanken gegenüber anderen haben, um Frieden in unserem Herzen zu finden.

Lukas 23:34 – Jesus betete: »Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!«.
Jesus vergibt seinen Verfolgern und Henkern, als er am Kreuz hängt.

4. Die Vergebung, die auf einer tiefen emotionalen Ebene erfolgt, die uns ermöglicht, unsere
eigenen Verletzungen und Wunden zu heilen und uns von der Vergangenheit zu befreien.

Römer 12:17-21 – vergeltet niemals Unrecht mit neuem Unrecht. Verhaltet euch gegenüber allen Menschen vorbildlich. Soweit es irgend möglich ist und von euch abhängt, lebt mit allen Menschen in Frieden. Liebe Freunde, verschafft euch nicht selbst Recht. Überlasst vielmehr Gott das Urteil, denn er hat ja in der Heiligen Schrift gesagt: »Es ist meine Sache, Rache zu üben. Ich, der Herr, werde ihnen alles vergelten.«Handelt so, wie es die Heilige Schrift von euch verlangt: »Wenn dein Feind hungrig ist, dann gib ihm zu essen; ist er durstig, gib ihm zu trinken. So wirst du ihn beschämen.« Lass dich nicht vom Bösen besiegen, sondern besiege das Böse durch das Gute.
Paulus ermutigt uns, dem Bösen mit Güte zu begegnen und uns nicht an Rache zu klammern. Hier geht es darum, dass wir uns dazu bereit erklären, andere zu verzeihen, auch wenn wir denken, dass sie im Unrecht sind oder wir mit ihrem Verhalten oder ihrer Art nicht zurechtkommen, um Frieden in unserem Herzen zu finden.

5. Die Vergebung, die auf einer konkreten und praktischen Ebene erfolgt, in der wir uns entscheiden, bestimmte Verhaltensweisen oder Aktionen zu verzeihen, um unsere Beziehungen zu anderen zu reparieren oder zu stärken.

Philipper 4:8 – schließlich, meine lieben Brüder und Schwestern, orientiert euch an dem, was wahrhaftig, vorbildlich und gerecht, was redlich und liebenswert ist und einen guten Ruf hat. Beschäftigt euch mit den Dingen, die auch bei euren Mitmenschen als Tugend gelten und Lob verdienen.
Paulus ermutigt uns, uns auf die positiven Dinge zu konzentrieren und uns von allem zu trennen, was uns belastet oder uns von Gott entfernt. Es geht hierbei darum, dass wir uns bereit erklären, bestimmte Verhaltensweisen oder Aktionen zu verzeihen, um unsere Beziehungen oder unsere Gemeindeleben zu verbessern oder zu erhalten. Wie in Johannes 21. Hier leugnet Petrus Jesus dreimal und fühlt sich danach schuldig und unglücklich. Jesus jedoch trifft sich mit Petrus am See und fragt ihn, ob er ihn liebt und als Petrus antwortet, ja, Jesus ermahnt ihn, ihm zu folgen. Diese Begegnung zeigt, dass Jesus bereit ist, Petrus zu vergeben und ihre Beziehung zu reparieren, trotz Petrus Fehler.

Merken wir, dass die meisten Arten von Vergebung, die ich erwähnt habe, hauptsächlich mit uns selbst zu tun haben oder mit unseren vielleicht auch falschen Gedanken dem anderen Gegenüber. Die erste Art von Vergebung bezieht sich auf die Vergebung, die wir unseren Mitmenschen gewähren, wenn sie um Vergebung bitten. Die anderen Arten von Vergebung, die ich erwähnt habe, beziehen sich darauf, wie wir uns selbst vergeben und uns von negativen Emotionen befreien können, um Frieden und Freiheit in unserem eigenen Herzen zu finden. Es geht darum, dass wir uns bereit erklären, bestimmte Verhaltensweisen oder Aktionen zu verzeihen, um unsere Beziehungen oder unser Gemeindeleben zu verbessern oder zu erhalten. Dies kann auch dazu beitragen, dass wir uns selbst und andere auf eine bedeutungsvollere und liebevollere Weise akzeptieren und verstehen und somit uns selbst und unsere Beziehungen zu heilen.
Wenn wir ehrlich sind, macht erst die Tatsache, dass wir das Verhalten oder die Situation nicht gutheißen müssen, uns erst möglich zu vergeben. Vielleicht geht es dir so wie mir und du merkst erst jetzt, dass deine Vergebung eigentlich wenig mit den anderen zu tun hat und mehr mit dir selber. Fällt es dir jetzt einfacher zu vergeben? Mit dieser Einsicht kann ich leichter vergeben und erlangte so tiefen inneren Frieden.

Du hast viel leid erlebt oder viel leid gesehen. Der Krieg in der Ukraine als aktuelles Beispiel zeig das böse im Menschen und die zerstörerische Kraft, die von bösen ausgeht.
Wie sonst könnten Kriegsopfer, die alles verloren haben, vergeben. Schau, was Jesus getan hat, als wir Menschen in unschuldig ans Kreuz genagelt haben.
Lukas 23:34 – Jesus betete: »Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!«. Jesus vergibt seinen Verfolgern und Henkern, als er am Kreuz hängt. Jesus weiß, dass er seinen Verfolgern nicht nur einmal am Kreuz vergeben würde, sondern immer und immer wieder. Die Lieblingsbeschäftigung von Jesus ist vergeben, auch wenn er nicht einverstanden ist mit dem, was wir gemacht haben.
Hast du soviel Kraft, Wladimir Putin zu vergeben?
Wenn nicht, bitte Gott dir die Kraft zu schenken zu vergeben, so wirst du, wie Jesus am Kreuzt vom Opfer zum Sieger.

Die Vergebung hat in Ihrer Aussprache dem anderen Gegenüber eine deutlich hohe Macht, kann aber auch zu einer negativen Reaktion des anderen führen, da er sich selber im Recht fühl. Deswegen ist es bei vielen Konflikten besser nachzugeben und dem anderen in im Stillen für sich zu vergeben und zu segnen.
Es ist wichtig zu beachten, dass Vergebung nicht immer bedeutet, dass wir die andere Person um Vergebung bitten müssen. Manchmal geht es darum, uns selbst von negativen Emotionen zu befreien und Frieden in unserem eigenen Herzen zu finden, anstatt darauf zu warten, dass die andere Person ihre Fehler eingesteht oder uns um Vergebung bittet.
Es ist wichtig zu verstehen, dass Vergebung sowohl eine altruistische als auch eine egoistische Angelegenheit sein kann. Auf der einen Seite geht es darum, dem anderen die Last der Schuld zu nehmen und Frieden zu finden. Auf der anderen Seite kann Vergebung uns auch dabei helfen, uns selbst von negativen Gedanken und Gefühlen zu befreien und uns die Freiheit zu geben, positiv und frei zu denken. Indem man den anderen vergibt, ersetzt man einen negativen Gedanken gegen einen positiven und befreit sich von emotionalem Ballast. Vergebung ermöglicht es uns, uns auf die Gegenwart und Zukunft zu konzentrieren und unser volles Potenzial zu entfalten.

Durch Vergebung wirst du vom Opfer zum Sieger.

Die Bibel lehrt uns, dass Vergebung ein wichtiger Schlüssel zur Erlösung ist.
In Epheser 4:32 heißt es: „Seid aber einander gütig und barmherzig, verzeiht einander, wie auch Gott euch in Christus verziehen hat.“
Es ist wichtig, unsere Gedanken neu zu programmieren und statt an Negativem, an Positives zu denken, wie es in Philipper 4:8 heißt: „Was auch immer wahr, ehrbar, gerecht, rein, liebreizend, wohlgefällig, das Gute berichtend, tugendhaft, das Lob verdienend ist, das haltet fest!“
Wenn negative Gedanken zu einer Person hochkommen oder man sich in einer schwierigen Situation befindet, ist es wichtig, Gott um Vergebung zu bitten und die Person zu vergeben und ihr alles Gute zu wünschen, wie es in Matthäus 6:14-15 heißt: „Wenn ihr aber dem einen eure Fehler verzeiht, so wird euch auch euer himmlischer Vater eure Fehler verzeihen. Wenn ihr aber dem einen eure Fehler nicht verzeiht, so wird euch auch euer himmlischer Vater eure Fehler nicht verzeihen.“

Da Emotionen mit einer unglaublichen Geschwindigkeit operieren, ist es fast unmöglich sofort in der Situation oder Konflikt die negativen Gedanken und Gefühle gegen positive Gedanken zu ersetzen. Mache das vorher, indem du sagst „ immer wenn ich an diesen Menschen denke, werde ich in Segnen, in Vergeben und Loslassen.
Immer wenn mein Arbeitskollege sein Arbeitsplatz unordentlich verlässt, werde ich im Vergeben in Segnen und alles Gute Wünschen. Wenn du das immer und immer wieder tust, wirst du feststellen, dass dieser Mensch nicht mehr mit deinen Emotionen verbunden ist. Vorher hat dich der Gedanke an die Person wütend gemacht, jetzt füllst du Frieden. Es ist unmöglich jemanden böse zu sein, wenn man jemanden segnet, in vergibt und in alles Gute wünscht.
Nicht was im Leben passiert bestimmt wie man sich füllt, sondern wie du darauf reagierst. Dasselbe Erlebnis bei 2 Menschen löst bei dem einen eine lange Zeit Wut aus, wobei der andere längst vergeben hat, loslässt und sein Leben weiterlebt.

Kann man also sagen, dass die Vergebung egoistisch ist?

Es ist wahr, dass Vergebung in gewisser Weise egoistisch sein kann, da es darum geht, Frieden und Freiheit in unserem eigenen Herzen zu finden. Wenn wir andere nicht vergeben, kann das dazu führen, dass wir uns in Groll, Wut und negativem Gedankenmuster verfangen, was uns daran hindert, unser volles Potenzial zu erreichen und glücklich zu sein. Durch Vergebung können wir loslassen und uns von negativen Emotionen befreien, was uns ermöglicht, uns auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren und das Beste aus unserem Leben zu machen. Es geht also darum, dass Vergebung uns dabei hilft, uns selbst und andere auf eine bedeutungsvollere und liebevollere Weise zu akzeptieren und zu verstehen.
Vergesst nie, warum Gott uns zwei Ohren und nur einen Mund gegeben hat, damit wir zweimal so viel zuhören können, wie wir reden, und so häufiger vergeben können als wir kritisieren.
Du kannst einfach nicht loslassen? Viele Menschen sind gefangen und versuchen damit alleine zurechtzukommen. Bitte Gott, dass er dir hilft zu vergeben.
Lerne aber vor allem dir selbst zu vergeben.
Lass uns heute beten, dass wir die Kraft haben, loszulassen und zu vergeben. Lass uns beten, dass wir uns von der Vergangenheit befreien und uns auf die Zukunft konzentrieren können. Lasst uns beten, dass wir uns selbst vergeben können, wenn wir Schwierigkeiten haben, loszulassen.
Amen

15.01.2023 Viktor Wiebe