Unsere Geschichte

Die Geschichte der Mennoniten-Brüdergemeinden

Die Grundsätze und Ursprünge

Die geschichtlichen Wurzeln unserer Gemeinde reichen weit zurück und beginnen mit der Täuferbewegung in Mitteleuropa.

Die sogenannte Täuferbewegung entstand um 1525 in Zürich in der Schweiz und verbreitete sich von dort aus relativ schnell nach Süd- und Norddeutschland. Der zentrale Lehrsatz war derselbe, wie auch bei Zwingli und Luther: Die Bibel ist die entscheidende Quelle des Glaubens. Die bedeutendsten und namensgebenden Unterschiede waren jedoch der absolute Pazifismus, also die Kriegsverweigerung, und die sogenannte Glaubenstaufe, welche die Kindertaufe ablehnte, wie sie in der katholischen und evangelischen Kirche praktiziert wird. Getauft wurden nur Menschen, die sich bewusst für den Glauben entschieden hatten. Das führte zu anhaltender, heftiger Verfolgung durch die reformatorische Kirche. Den Anhängern der Täuferbewegung wurde sogar die Todesstrafe auferlegt.

In dieser Zeit verübte ein ehemaliger katholischer Theologe, namens Menno Simons, zunehmend Einfluss auf die Täuferbewegung und prägte sie, sodass viele Täufer sich nach und nach Mennoniten nannten. Zunächst in Norddeutschland, später jedoch auch in Süddeutschland, der Schweiz und Frankreich, wurde dieser Name nicht mit einer Todesstrafe belegt.

Die Flucht zu der neuen Heimat/ Die Zerstreuung und Hoffnung auf Freiheit

Aufgrund anhaltender Probleme wanderten viele Mennoniten in andere Regionen aus. Ein großer Teil siedelte sich in Nordamerika an, während auch viele in Ostpreußen Fuß fassten und dort als erfahrene Landwirte das Land kultivierten.

Ein Grund dafür, dass viele Mennoniten weiterzogen, war das Manifest von Katharina der Großen aus dem Jahr 1763, welches neuen Siedlern in unbebauten Gebieten Russlands

umfangreiche Rechte gewährte. Zusammen mit anderen deutschen Einwanderern gründeten sie Kolonien an der Wolga. Ihnen wurden zahlreiche Privilegien versprochen, darunter Glaubensfreiheit, Befreiung von dem Militärdienst, Selbstverwaltung und verschiedene wirtschaftliche Vorteile. Diese landwirtschaftlich erfolgreichen Kolonien expandierten weiter in das Innere Russlands und der Ukraine, wo sie dann Tochterkolonien gründeten.

Die Brüdergemeinden/ Weg aus der Gesetzlichkeit

Mitte des 19. Jahrhunderts entstand in diesen Kolonien die sogenannte “Bewegung der Brüdergemeinden“.

Die Brüdergemeinden suchten Erneuerung der mittlerweile in Traditionen festgefahrenen Mennoniten und nahmen auch nur noch wiedergeborene Christen als Gemeindemitglieder auf.

Anfeindung und Verfolgung

Bereits unter den Zaren wurden die Freiheiten der Deutschen immer weiter eingeschränkt. Während des ersten Weltkrieges erlebten die Deutschen massive Anfeindungen; durch die russische Revolution artete es aber nicht zu extrem aus, da andere gesellschaftliche Probleme in den Fokus rückten.

Nach der russischen Revolution und dem darauffolgenden kommunistischen Regime, entstand eine Verfolgung der christlichen Gemeinden.

Besonders Ende der 1930er Jahre wurden die Deutschen, insbesondere die Mennoniten, aufgrund ihres Glaubens enteignet und in Arbeitslager verbannt. Auch während des Zweiten Weltkriegs wurden viele Deutsche nach Sibirien deportiert und in die sogenannte Arbeitsarmee eingegliedert. Fundierten Schätzungen zufolge fielen etwa 35.000 Mennoniten diesem Terrorregime zum Opfer.

Die Rückkehr

In den 1960er Jahren erlebten die Deutschen in Russland eine erneute Erweckung. Es entstanden zahlreiche neue Gemeinden und die Zahl der gläubigen Mennoniten wuchs. Jedoch erschwerte die anhaltende, politisch bedingte Verfolgung der Brüdergemeinde, die Auslebung des christlichen Glaubens.

Als nach dem Fall des Eisernen Vorhangs die Möglichkeit zu der Einreise in die Bundesrepublik Deutschland bestand, war der Andrang entsprechend groß. Seit den späten 1960er Jahren kehrten immer mehr Russlanddeutsche nach Deutschland zurück. Viele verließen ihre Gemeinden in Russland und gründeten, dank der Glaubensfreiheit in Deutschland, neue Brüdergemeinden. Mit diesen Wurzeln und der Prägung durch bestehende Mennoniten-Brüdergemeinden wurde auch unsere Gemeinde im Jahr 1989 in Nümbrecht gegründet.

Unsere Geschichte lehrt uns, dass Gott selbst über seine Gemeinde wacht und dass eine Gemeinschaft dort fortbesteht, wo Menschen bereit sind, Gott gemeinsam zu lieben und ihm aufrichtig zu dienen.